Facebook Metaverse: Begehbares Internet aus der EU

Mark Zuckerberg plant mit seinem Facebook-Konzern die nächste Revolution des Internets. Unter dem Projektnamen „Metaverse“ soll eine begehbare Version des weltweiten Computernetzwerks geschaffen werden. Über Virtuelle Realität und weitere Hilfsmittel soll die Möglichkeit geschaffen werden, das Internet von der Informationsvermittlung über Bildschirme zu lösen und zu einem erfahrbaren Erlebnis zu machen. Wer Filme wie „Ready Player One“ oder „Summer Wars“ kennt, kann sich sicher etwas darunter vorstellen. Für das neue Facebook Metaverse sollen in der EU rund 10.000 Jobs geschaffen werden. Hier gibt es alle aktuellen Informationen und Quellen zum Thema.

Die Pläne für das Facebook Metaverse

Mark Zuckerberg plant mit Facebook, in den nächsten fünf Jahren zirka 10.000 Arbeitsplätze in der Europäischen Union zu schaffen, um eine digitale Welt aufzubauen, die als „Metaverse“ bezeichnet wird – berichtet u. a. das Handelsblatt. Der Social-Media-Riese kündigte an, dass er hochqualifizierte Ingenieure in den Ländern der Europäischen Union einstellen werde. Das Unternehmen konzentriert sich bei seiner Einstellungsoffensive auf Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Polen, die Niederlande und Irland. „Europa ist für Facebook von enormer Bedeutung“, erklärten Nick Clegg, Facebooks Leiter für globale Angelegenheiten, und Javier Olivan, Vizepräsident für zentrale Produkte.

„Von den Tausenden von Mitarbeitern in der EU bis hin zu den Millionen von Unternehmen, die unsere Apps und Tools jeden Tag nutzen, ist Europa ein großer Teil unseres Erfolges, so wie Facebook ein Teil des Erfolges der europäischen Unternehmen und der gesamten Wirtschaft ist“, heißt es weiterhin. Facebook-CEO Mark Zuckerberg skizzierte schon im Juli 2021 seine Vision eines Metaversums. Das Metaversum ist dabei kein neues Facebook-Wort, sondern ein Begriff, der schon seit den 1980er Jahren digitale Welten beschreibt, in denen mehrere Personen in einer 3D-Umgebung interagieren können. Das bekannteste Online-Videospiel, das auf diesem Prinzip aufbaut, ist wohl Second Life.

Eine neue Facebook-App macht den (schwierigen) Anfang

Facebook hat bereits das erste Metaverse-Projekt vorgestellt, eine App für die Zusammenarbeit bei der Arbeit, bei der Besprechungen in der virtuellen Realität abgehalten werden. Eine Reihe anderer Unternehmen, darunter Roblox, Epic und Microsoft investieren stark in ihre eigenen Versionen des Metaversums. „Während wir uns auf den Weg machen, das Metaverse zum Leben zu erwecken, ist der Bedarf an hochspezialisierten Ingenieuren eine der dringendsten Prioritäten von Facebook“, so Clegg und Olivan. „Wir freuen uns darauf, mit den Regierungen in der gesamten EU zusammenzuarbeiten, um die richtigen Leute und die richtigen Märkte zu finden, um diese Entwicklung voranzutreiben, als Teil einer bevorstehenden Rekrutierungskampagne in der gesamten Region.“

Die Nachricht kommt für Facebook jedoch zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Das Unternehmen war Gegenstand einer Reihe von Untersuchungsberichten des Wall Street Journals, in denen interne Untersuchungen über die negativen Auswirkungen der Instagram-App auf Jugendliche und Ausnahmen für hochrangige Personen von seinen Regeln enthüllt wurden. Anfang Oktober 2021 sagte Frances Haugen, eine Informantin, der die internen Dokumente zugespielt wurden, bei einer Anhörung vor dem US-Kongress aus. Haugen beschuldigte die Unternehmensführung, „astronomische Gewinne über die Menschen“ zu stellen, eine Behauptung, die Zuckerberg später als „einfach nicht wahr“ abtat. Haugen und eine weitere Facebook-Whistleblowerin, Sophie Zhang, sollen vor dem britischen Parlament aussagen. Auch die EU-Gesetzgeber fordern Haugen auf, im November bei einer parlamentarischen Anhörung zu erscheinen.

Woher kommt eigentlich der Begriff „Metaverse“?

Der englische Begriff Metaverse, der im Deutschen oft als „Metaversum“ übersetzt wird, wurde öffentlichkeitswirksam erstmals im Jahre 1992 von Neal Stephenson verwendet. Dieser schrieb in seiner Science-Fiction-Geschichte namens „Snow Crash“ über ein sogenanntes Metaversum. Im Nachtrag des Autors, welcher mit dem Buch erschienen ist, wird die Wortschöpfung aus „Meta“ und „Universum“ als Vermarktungsstrategie beschrieben. Ebenso wie die Belegung des Begriffs „Avatar“ mit der Bedeutung eines Nutzer:innen-Abbilds für die Sichtbarkeit im World Wide Web. Aber schon vor Snow Crash gab es eine Art richtiges Metaversum, im 1985 erschienen Spiel „Habitat“. Das Spiel gilt als das erste MMORPG (Massive Multiplayer Online Roleplay Game).

Wesentlich bekannter ist wohl das 2003 gestartete Online-Spiel „Second Life“, das es den Nutzer:innen ermöglichte, einen selbst angelegten 3D-Avatar in eine virtuelle Welt zu schicken und dort mit anderen Leuten zu interagieren. Im Jahr 2013 zählte das Spiel etwa 36 Millionen Accounts. Im Jahr 2018, zum 15-jährigen Jubiläum der digitalen Welt, wurde eine Account-Anzahl von 57 Millionen veröffentlicht. Die Nutzer:innen stammen aus über 200 Ländern. Die Idee des Metaverse kam nicht zuletzt 2011 im Buch „Ready Player One“ sowie 2018 in dessen Verfilmung erneut auf. Über den NFT-Handel, der 2020 bzw. 2021 aufkam, werden digitale Inhalte gehandelt, die in Metaversen ebenfalls eine Rolle spielen können.

Das Wettrennen um das erste bzw. beste Metaversum

Ob das Facebook Metaverse das erste richtig nutzbare und immersive Internet wird, das aus der EU heraus den Menschen in aller Welt einen Zutritt zu einem virtuellen, vernetzten Raum liefern wird, das muss sich zeigen. Wichtig ist dabei aber nicht nur die schnelle Verfügbarkeit, sondern auch die Qualität und Sicherheit. Ein halbfertiges Produkt, in dem die Kommunikation der einzelnen Personen nicht verschlüsselt ist und in dem die Zugänge nicht gesichert werden, braucht niemand. Deshalb – und nicht zuletzt wegen der vielen misstrauisch machenden Affären rund um Facebook – könnte auch ein Mitbewerber das erste gute Metaverse schaffen.

Spiele-Entwickler und andere große Online-Firmen arbeiten ebenfalls an Lösungen, um die Virtuelle Realität besser zu nutzen und das Internet auf verschiedenen Wegen erfahrbarer zu machen. So soll beispielsweise das erste kombinierte VR- und AR-Headset von Apple ab 2022 in die Massenproduktion gehen (Quelle). Es könnte dann entweder Ende 2022 mit dem iPhone 14 und noch leistungsstärkeren Mac-Modellen mit neuen Apple Silicon Versionen auf den Markt kommen oder im Rahmen der jährlichen Apple Developer-Konferenz Anfang/Mitte 2023. Apple kümmert sich zumindest einigermaßen um Datenschutz und Nutzer:innen-Sicherheit. Schauen wir mal, wer das Rennen macht.

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